Die „Querdenker“-Bewegung wirkt auf viele Menschen wie eine Sekte: Bisher ganz normale Menschen driften ab in ein Netz aus Überzeugungen, das sich systematisch ständig selbst bestätigt und widersprechende Informationen ausblendet. Mit klarem Denken hat es nicht mehr viel zu tun, wenn jemand Opfer seiner eigenen Musterabgleiche ist und Erkenntnisse und Meinungen auf der Basis von Spekulationen, Gerüchten und Halbwahrheiten bildet. Wobei nichts dagegen spricht, Regierungen für ihre Politik zu kritisieren, beispielsweise auch im Zusammenhang mit Corona – das gehört zum Pluralismus und zum Meinungsstreit. Wer sich aber nicht mehr von Fakten leiten lässt, sondern von Mustern, den nimmt die Öffentlichkeit kaum noch ernst. Entsprechend finden abseitige Äußerungen wie beispielsweise über angebliche Parallelen zwischen den Impfgegnern und den Juden im „Dritten Reich“ in seriösen Medien keine Verbreitung – sondern nur noch bei „alternativen Medien“, die Propaganda bewusst multiplizieren. Dort findet sich dann das gesamte Spektrum des Irrsinns – von harmlosen politischen Meinungen bis hin zum knallharten Antisemitismus. Motto: Die Propaganda versorgt jeden mit genau dem Maß an Wahnsinn, das er braucht, um bei der Stange zu bleiben.

Die Stadt Stuttgart geht wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener gegen den Hashtag „plötzlich und unerwartet“ vor

Die Psychologin Susanne Schaaf über die Parallelen zwischen Verschwörungstheoretikern und Sekten in der NZZ

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