Stellen Sie sich vor, Ihre Redaktion bekommt Besuch. Ein Mann mit einem Ikea-Sack voller Leitz-Ordner erzählt Ihnen, er hätte hier den ganz großen Skandal. Weil Sie als Redakteurin oder Redakteur diese Art von „Leser“ kennen, setzen Sie eine Volontärin dran – sie soll mit dem Besucher die Unterlagen durchgehen und entscheiden, ob es eine Story ist oder nicht. Vielleicht lernt die Volontärin ja was über den Unterschied zwischen Behauptungen und Beweisen. Die Volontärin meldet nach anstrengenden Stunden: Es wäre ein Skandal, wenn es stimmen würde, und es klingt auch alles plausibel. Sie fragen: Gibt es irgendeinen Beweis? Antwort: Es ist alles nicht greifbar. Und damit ist die Geschichte tot. Immerhin hat die Volontärin gelernt, wie „Geschwurbel“ funktioniert, also wenn uns jemand dazu verführen will, an halbgare Scheinwahrheiten zu glauben. Podcastfolge über zwei Kernkompetenzen, die diesem „Leser“ fehlen: Ambiguitätstoleranz (die Fähigkeit, Ungewissheit zu ertragen) und Informationskompetenz (die Fähigkeit, Informationen zutreffend zu bewerten). Und: Warum Lügner und Scharlatane ihre Lügengeschichten unüberprüfbar machen.
Link aus dieser Folge:
Zur „bullshit receptivity“ (Studie aus Schweden)
Mehr Podcast-Folgen mit Thilo Baum finden Sie hier.
Podcast: Play in new window | Download
Subscribe: RSS
Hinterlasse einen Kommentar