„Wer behauptet, belegt“ – dieses wissenschaftliche Prinzip gilt für alle, die etwas Neues behaupten. Also etwas, was den Stand des Wissens ergänzt oder bestreitet. Derzeit ist Wissenstand, dass es kein Krebsmedikament gibt, das alle sofort und ohne Nebenwirkungen heilt. Entwickeln Sie ein solches Medikament, genügt es nicht, das nur zu behaupten, sondern Sie haben den Beweis zu führen. Beim Sechsfachmord von Hinterkaifeck 1922 ist Wissensstand, dass der Fall ungeklärt ist. Bringen Sie einen angeblichen Täter ins Spiel, sind Sie in der Beweispflicht. Die reine Behauptung genügt nicht – und Beweise nur anzudeuten oder in Aussicht zu stellen, ebenfalls nicht. Wer nicht über Informationskompetenz verfügt – also über die Fähigkeit, einzuordnen, was er hört oder liest –, lässt sich von Andeutungen und haltlosen Geschichten möglicherweise einfangen. Doch gerade in Zeiten der Desinformation gibt es natürlich auch Menschen, die sich keinen Bären aufbinden lassen und dem wissenschaftlichen Prinzip des Skeptizismus folgen. Die Macher der Seite hinterkaifeck.net um Jasmine Kaptur sind dafür ein Musterbeispiel: Frank-Helmut Noack, der mit einer angeblich von einem Oberleutnant des Ersten Weltkriegs verfassten Kladde den Fall aufzuklären versprach, belegt die Existenz dieses „Ernst Friedrich Mehnert“ leider nicht – und so machen sich die Forscher von hinterkaifeck.net selbst auf die Suche. Ein Musterbeispiel für Wissenschaft und wissenschaftliche Methodik, aus dem wir fürs Thema „Informationskompetenz“ zahlreiche Erkenntnisse ableiten können.
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Blogbeitrag über das Schriftbild in der Hinterkaifeck-Kladde
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