(Foto: Hate-Speech von Mario Sixtus mit Hass auf die Bundeswehr. Screenshot aus Twitter vom 4. Februar 2020)

Der ZDF-Journalist Mario Sixtus mag offenbar die Bundeswehr nicht. Er twittert:

Was für Flüssigkeiten muss man eigentlich konsumiert haben, um auf die Idee zu kommen, dass in gnadenlos überfüllten ICEs die zusätzliche Anwesenheit von Soldaten mit Feldgepäck für eine höhere Akzeptanz des Soldatenberufs führt und nicht etwa zu kaltem Hass auf alle Tarnanzüge?

Dieser Tweet verrät unglaublich viel über Mario Sixtus und die linke Szene. Er ist ein Lehrbeispiel für Reframing und für ideologische Verzerrung. „Reframing“ bedeutet, etwas aus seinem Bedeutungskontext zu reißen und in einen anderen Bedeutungskontext zu setzen. Ein typisches Beispiel für Reframing ist die Schuldumkehr: Man befreit den Täter von seiner Schuld und weist sie einem Opfer zu.

Und einen Fall von Schuldumkehr haben wir hier: Nicht die Deutsche Bahn verdient den Hass wegen ihrer Unternehmenspolitik, durch die ein ICE überfüllt ist, sondern der Bundeswehrsoldat verdient den Hass – ein Bundeswehrsoldat, der im Zug sitzt und ebenso unter der Überfüllung leidet wie alle anderen auch. Schuld an der Überfüllung sind in der Geisteswelt des Mario Sixtus auch nicht die vielen jungen Reisenden in Zivil mit ihren FFF-Aufklebern auf dem Rechner. Nein, die sind erlaubt. Der Bundeswehrsoldat aber ist verboten. Der verdient sogar „kalten Hass“. Es gibt also gute Menschen und schlechte Menschen im Weltbild des ZDF-Journalisten Mario Sixtus. Der Bundeswehrsoldat gehört zu den schlechten Menschen.

Eine solche hasserfüllte Haltung gegenüber der Bundeswehr ist nicht typisch für das linke Spektrum an sich, denn dieses respektiert die Bundeswehr, denken wir an SPD-Verteidigungsminister wie Rudolf Scharping oder Peter Struck. Nein, dieser Hass ist typisch für den linken Rand, er ist nahezu extrem und siedelt sich möglicherweise sogar außerhalb des verfassungsgemäßen Rahmens an. Mario Sixtus‘ Tweet ist ein deutliches Beispiel für linke Intoleranz, also für die Intoleranz einer Gruppe, die sich selbst sonst sehr gerne als uneingeschränkt tolerant betrachtet und sich in ihrem toleranten Selbstbild auch gerne selbst gefällt.

Aus solchen abseitigen und widersprüchlichen Gedankenschleifen besteht die Parallelwelt des Mario Sixtus. Diese Parallelwelt empfinde ich als völlig weird. Und nicht nur ich: Ein so krudes Denken spielt sich nur in einer kleinen Blase einer intoleranten Minderheit ab. In der realen Welt findet es nicht statt, dort würde es gar nicht funktionieren.

Verzerrte Informationen im Business? Selten!

Das Umdeuten der Wirklichkeit, also das Verzerren der Wahrheit aus ideologischen Gründen, kenne ich aus meinem Alltag überhaupt nicht. Wenn ich Seminare gebe, sitzen im Publikum meistens höhere Angestellte, und die wollen etwas über Unternehmenskommunikation erfahren. Natürlich analysieren wir im Seminar Missverständliches, was man klarer sagen könnte, sicher: Wenn jemand in einer E-Mail schreibt, er oder sie sei zwischen 8 und 9 Uhr im Büro, dann ist die Deutung eben falsch, er oder sie sei um 8.30 Uhr zwingend dort anzutreffen. Die Formulierung „zwischen … und“ ist eben etwas anderes als „von … bis“. Das ist ein typisches Missverständnis, aber es ist keine mutwillig falsche Umdeutung wie bei der Schuldumkehr des Mario Sixtus.

Es kommt im Seminar so gut wie niemals vor, dass jemand eine Information derart verzerrt, wie Mario Sixtus hier die Verantwortung für Überfüllung bei der Bahn verzerrt. Wenn jemand bei einem Missstand im Unternehmen oder in einer Lieferkette die Schuldzuweisung so verzerren würde wie Mario Sixtus, bar jeder Logik und getrieben von ideologischer Antipathie, wäre dieser Jemand sicher nicht mehr lange in diesem Unternehmen. Denn in dem Businessumfeld, in dem ich mich bewege, ist klares Denken gefragt, keine ideologische Agitation. Schon gar nicht würde ein normaler Arbeitgeber (dessen Einnahmen rein auf Wertschöpfung beruhen) einen solchen Hass und eine solche Intoleranz dulden.

Wie Mario Sixtus agiert, ist typisch für eine ganz spezifische Blase, für eine Parallelwelt, die mit der realen Welt von Menschen nichts zu tun hat, die qua ihrer Arbeit Werte schaffen. Laut „Manager Magazin“ zum Beispiel haben wir in Deutschland gerade mal 15 Millionen Menschen, „die das Gemeinwesen tragen“. 27 Millionen seien Nettosteuerzahler. Von denen seien 12 Millionen im öffentlichen Dienst, leben also von Steuern oder auch (verzeihen Sie die Unschärfe) von Rundfunkgebühren. Abzüglich dieser Gruppe kommt der Autor Daniel Stelter auf 15 Millionen Menschen, die tatsächlich von der Schaffung realer Werte leben. Ich weiß nicht, ob diese Zahlen stimmen, aber sicher ist wohl: Eine Minderheit erwirtschaftet das Geld, von dem am Ende die Mehrheit lebt. Und das darf man schon als unsolidarisch bezeichnen.

Diese realen Wertschöpfer halten den Laden zusammen, sie finanzieren das Gemeinwesen und handeln insofern altruistisch. In deren Umfeld ist die Intoleranz eines Mario Sixtus undenkbar, weil Hass dort nichts verloren hat. In Systemen, denen das Geld auch ohne Leistung zufließt, finden sich solche aggressiven Ideologen hingegen reichlich – vor allem auch in so genannten NGOs („non-governmental organizations“), deren Bezeichnung „non-governmental“ von dem Moment an verlogen ist, in dem Geld aus einem Ministerium kommt.

Ideologische Aktivisten im Seminar? Selten!

Und wer sitzt in Seminaren wie meinen? Was Wunder: Dort sitzen keine aggressiven Ideologen, sondern da sitzen reale Wertschöpfer. Da sitzt die Minderheit, die den Laden zusammenhält. Auch meine Kolleginnen und Kollegen, die Seminare und Vorträge zu den Themen Rhetorik, Vertrieb, Marketing, Geschäftsentwicklung oder zu anderen Themen anbieten, sprechen vorwiegend vor Leuten, die reale Werte schaffen. Vor ganz normalen Berufstätigen eben.

So gut wie nie haben wir Agitateure und Aktivisten im Publikum, die sich in ihrer Gedankenwelt vorwiegend unsolidarisch um sich selbst drehen. Sondern wir arbeiten mit denen, die verstehen, dass Wirtschaft ein Netz ist. Mit denen, die derzeit die Angst haben, dass ihnen durch Verbote ganzer Wirtschaftszweige die Arbeitsplätze verloren gehen. In unseren Veranstaltungen sitzen nur selten Leute, deren Einkommen qua Rundfunkgebühren oder Steuergeldern gesichert ist. Wir arbeiten viel eher mit Menschen, die sich als Teil einer Wertschöpfungskette verstehen und auf der Basis ihrer wirtschaftlichen Existenz spüren, dass alles mit allem zusammenhängt. Wir arbeiten mit klugen und intelligenten Menschen, die vor allem ökonomisch gebildet sind und es erfassen, dass sich auch punktuelle staatliche Eingriffe auf die gesamte Wirtschaft auswirken.

Haben Fanatiker Ahnung von Ökonomie? Selten!

Meine Branche arbeitet mit allen Elementen sämtlicher Wertschöpfungsketten: mit der Automobilindustrie, mit Automobilzulieferern, Maschinenbauern, IT-Unternehmen, Elektronikherstellern, Stromanbietern, Banken und Versicherungen, Pharmaunternehmen, Touristikern, mit Berufs- und Branchenverbänden – wir schulen in allen Bereichen Soft Skills, um die Arbeit dieser Menschen effizienter und effektiver zu machen. Das ist wichtig, und es ist ein hoher Wert. Das verstehen allerdings jene nicht, für die das Wort „Effizienz“ ebenso zum Feindbild gehört wie das Wort „Bundeswehr“. Dass Effizienz etwas Gutes ist, das jeder privat schon beim Kochen und Saubermachen zu Hause beherzigt, übersteigt die Vorstellungskraft aller, die selbst nicht in ökonomischen Kategorien denken bei dem, womit sie ihre Zeit zubringen. Und so haben wir solche Leute eben nicht in unseren Seminaren. Sie leben irgendwo außerhalb der Businesswelt und damit außerhalb der Kreise, die den Laden am Laufen halten.

Entsprechend wenig Wert legen Businessleute auf Meinungen radikaler Spinner. Es ist einfach nicht maßgeblich, was sie denken oder sagen. Im Grunde könnte man entlarvende Entgleisungen wie die von Mario Sixtus gegen Bundeswehrangehörige ignorieren, weil es außerhalb seiner Blase ohnehin nicht relevant ist, was Mario Sixtus denkt oder sagt. Aber wer ein bisschen vorausschaut, sieht, wie brandgefährlich es ist, wenn fanatische Ideologen Hass versprühen – und Mario Sixtus schreibt hier explizit von Hass. Die Bundeswehr ist nicht nur als Teil des Gemeinwesens wichtig, sondern sie ist auch ein Wirtschaftsfaktor, an dem zahlreiche Unternehmen hängen. Am Ende ist sie auch ein Arbeitgeber. Je stärker die Stimmen des linken Randes werden, desto größer wird die Gefahr, dass sich dieser radikale Hass durchsetzt, und also müssen wir etwas gegen diesen Hass tun.

Übrigens ist der Tweet bisher nicht gelöscht, obwohl Twitter Hate-Speech nicht zulassen sollte – und selten haben wir es so eindeutig mit Hate-Speech zu tun. Ob Twitter reagiert?