Fürchterlicher Spruch auf der Website eines Hotels: „Spiele Tage wieder im Februar 2020“. Als erstes lese ich: „Ich spiele Tage“. Oder wer spielt Tage? Oder ist gemeint, ich soll Tage spielen? Ist es ein Imperativ? Was soll das überhaupt sein, Tage zu spielen?

Sie sehen mal wieder ein Beispiel für das beliebte Auseinanderreißen von Wörtern. Wenn das Hotel „Spiele-Tage“ schriebe, wäre es richtig, und der Besucher wüsste sofort, was gemeint ist. Es wäre auch nicht überlang. Aber die gestammelte Variante „Spiele Tage“ funktioniert leider nicht, weil sich der Sinn nicht mehr erschließt. Das Hotel leitet den Besucher in zwei Missverständnisse, also in zwei Fallen – statt einfach gleich zu sagen, was es meint, und vor allem richtig.

Menschen mit Sprachgefühl fühlen sich abgeschreckt, und das sind sehr viele.

Das Beispiel zeigt, wie auch Rechtschreibung zur Klarheit führt. Vor allem in Überschriften macht das mehr aus als ein Tippfehler in einem Fließtext. Wobei „Spiele Tage“ gar kein Tippfehler ist, sondern mit Sicherheit bewusst so formuliert wurde – weil irgendjemand dem Autor eingeredet hat, man müsse Wörter heute auseinanderreißen. Muss man aber nicht und sollte man auch nicht. Ein „Geschäftsführer“ bleibt „Geschäftsführer“ und wird weder zum „Geschäfts Führer“ noch zum „Führer Geschäft“.

Und der Hintergrund einer solchen Stammelsprache ist eben die Abwesenheit von Sprachgefühl. Das Problem beim Sprachgefühl ist: Wer es nicht hat, hat keine Ahnung davon. Es ist wie ein fehlender Sinn. Mir ist zwar noch kein blinder oder tauber Mensch begegnet, der das Sehen und Hören sehender und hörender Menschen nicht zu würdigen wüsste, aber Leute ohne Sprachvermögen, die das Sprachvermögen anderer nicht würdigen und die Sprache mit Füßen treten wie bei diesem Hotel, die begegnen mir häufig.

Wenn mir in der Mathematik das Ergebnis einer Rechnung nicht gefällt, füge ich auch nicht einfach ein Zeichen ein oder nehme Zeichenfolgen auseinander, damit mir das Ergebnis besser liegt. Da ist das regelwidrig. Das Ergebnis wäre falsch. Aber in der Sprache, die ebenso ihre Regeln hat, soll es erlaubt sein, und jeder kann Wörter ändern, wie er will, ohne jede fachliche Qualifikation? Und das vor allem in der öffentlichen Kommunikation, wo es um die Wirkung von Sprache wirklich richtig geht? Da hat sich jemand noch nie wirklich professionell mit Sprache befasst und greift dann so eigenmächtig ins Regelwerk ein? Das ist ein merkwürdig anmaßendes Denken.

Mein Tipp: Sollten Sie feststellen, dass Sie kein Sprachgefühl haben, oder sollten Sie nicht fehlerlos schreiben können, dann holen Sie sich einen Profi, der für Sie formuliert. Glauben Sie mir: Die Sprache ist ebenso ein Handwerk wie Fotografie oder Webdesign, die dürfen wir ruhig würdigen. Menschen mit Sprachgefühl werden es Ihnen danken – und das sind, wie gesagt, gar nicht so wenige.