Sagen Sie, was Sie meinen?

Von |2018-10-19T10:10:46+02:0015. Januar 2014|Kategorien: Klarheit, Medien|0 Kommentare

Was macht man eigentlich so als Klartext-Experte? Ganz einfach: Ich helfe Unternehmen, zu sagen, was sie meinen. Reden Sie in Ihrem Unternehmen Klartext? Ist anderen sofort klar, worum es geht?

Jemand sagt, Menschen würden „sich spiegeln“, und ich sage ihm: Du meinst, sie spiegeln „einander“. „Sich selbst“ spiegeln sie nicht. Oder jemand behauptet, der Täter trage „einen Zopf“, und ich frage, ob eventuell ein „Pferdeschwanz“ gemeint ist. Sehr viele Unternehmen bemühen das Wort „Mund-zu-Mund-Propaganda“, und ich frage, weswegen wir nicht den gängigen Begriff „Mundpropaganda“ verwenden sollten – schließlich existiert er, ist korrekt und trifft auch noch genau den Punkt. Wozu sollten wir ihn mit der „Mund-zu-Mund-Beatmung“ kreuzen?

Manchmal finden sich auch Texte, die komplett an der Sache vorbeigehen: In einer Filmbeschreibung steht die Formulierung „bis zur Unkenntnis“, obwohl ganz sicher „bis zur Unkenntlichkeit“ gemeint ist. Derlei schiefe Ausdrücke finden sich oft auch in Broschüren von Unternehmen – die biege ich gerade.

Worüber also sprechen wir? Das zu finden, dabei helfe ich. Und ich helfe dabei, die Wörter darauf zu prüfen, ob sie den Kern dessen treffen, was gemeint ist. Können wir beispielsweise bei Orangen die Schale mitessen? Hier ist ja nicht gemeint, ob wir „bei Orangen essen“ können, aber leider steht genau das so da. Gemeint ist, ob wir Orangenschalen (mit)essen können. Und nachdem diese Unklarheit aufgeräumt ist, bleibt im Raum stehen: Natürlich können wir Orangenschalen essen. Sie sind lediglich nicht genießbar – wenn man nicht gerade von Orangenmarmelade spricht.

Es gibt viel Chaos in der Sprache. Sehr viele Menschen bezeichnen Dinge, die sie gar nicht bezeichnen möchten. Die Zeitung „Deutsche Sprachwelt“ beispielsweise ist gar nicht die „Deutsche Sprachwelt“. Sondern gemeint ist die „Welt der deutschen Sprache“, denn es gibt keine „deutsche Welt“. Dann lese ich irgendwo, „im Gegensatz zur katholischen Kirche“ seien die Protestanten „liberaler“ – doch gemeint ist „im Unterschied“. Es geht nicht um einen Gegensatz – weder ist Protestantismus das Gegenteil von Katholizismus, noch lassen sich zwei Grade auf einer Skala der Liberalität als Gegensätze bezeichnen.

Hinzu kommt der Aspekt der Relevanz. Was Menschen sagen, ist oft nicht nur etwas, was sie nicht meinen, sondern oft auch etwas, was niemanden interessiert. Dabei ist die Regel einfach: Eine Botschaft sollte aus Empfängersicht relevant sein, nicht nur aus Sendersicht. Auch viele Unternehmen tappen in diese Falle: Sie kommunizieren per Pressemitteilung einen „Tag der offenen Tür“ und präsentieren ihre „neuen Modelle“. Doch was daran für Unwissende relevant sein soll, verraten sie nicht. Hier ist es meine Aufgabe, Relevanz aus Sicht von Zielgruppe und Öffentlichkeit herzustellen, und dabei bin ich zum Leidwesen mancher Mitarbeiter äußerst konkret und bohrend. Doch am Ende haben wir eine Aussage, die sich zu kommunizieren lohnt.

Zudem kommunizieren sehr viele Unternehmen Dinge, die außerhalb des Unternehmens niemand verstehen kann. Bei Störungen des Aufzugs am Bahnhof soll man die „3-S-Zentrale“ anrufen – aber die Deutsche Bahn kommt leider nicht auf den Gedanken, dass ein Nicht-Bahner weder wissen kann, was die „3-S-Zentrale“ sein soll, noch dass er es gar nicht wissen muss. Zugleich genügt die Telefonnummer. Hier helfe ich, die Kommunikation von Unternehmen auf die Wahrnehmung von Kunden und Öffentlichkeit auszurichten – und die ist ja oft eine andere als die interne Wahrnehmung in einem Unternehmen.

Treffende Botschaften für Unternehmen zu formulieren, die zugleich aus Empfängerperspektive entscheidend sind – das ist letztlich mein Job. Und diesen Job liebe ich. Denn es ist genau die Schnittmenge aus dem, was ich kann und gerne tue. Und die Bedeutung für meine Kunden ist klar: Sie vermitteln relevante Botschaften, die sofort verständlich sind.

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