Wie beknackt ein Aufhänger sein kann, hat gestern die ARD-Sendung „Kontraste“ gezeigt. Im Sinn hatte die Redaktion bei einem der Beiträge eigentlich nur, die AfD wegen ihrer skeptischen Haltung zum Klimawandel zu maßregeln. Aber Journalismus verlangt konventionellerweise einen „Aufhänger“. Was ist der Anlass dafür, dass jemand genau jetzt über etwas Bestimmtes spricht?

„Kontraste“ hat das dann so gemacht: „Erst mal zum Thema des Tages“, sagt Moderatorin Astrid Frohloff, „das Sturmtief Friederike, das heute über Deutschland tobt, der dritte schwere Sturm in kurzer Zeit. Viele fragen sich: Sind das die Vorboten des Klimawandels? Nein, sagen die Forscher. Dafür gibt’s keine klaren Hinweise.“ Jetzt schwebt das Foto vom Verkehrsunfall durch Sturm zur Seite, und Astrid Frohloff spricht weiter: „In einem aber sind sie sich einig: Der Klimawandel ist real, und er ist von uns Menschen wesentlich mitverursacht.“ Der Schwenk ist zu Ende, und ein neues Foto erscheint: Zwei Eisbären auf ihrer Eisscholle. Astrid Frohloff: „Das war lange auch Konsens in der deutschen Politik – doch auf einmal haben die Klimaleugner eine politische Stimme bekommen, die AfD. Chris Humbs und Markus Pohl über eine Partei im Kampf mit den Naturgesetzen.“

Und ausgemacht, die Glotze. Das hat gar nichts mit der AfD zu tun oder damit, was ich vom Klimawandel denke. Diese Verkrampfung beim Versuch, einen Aufhänger zu konstruieren, ist mir einfach zu doof. Warum erzählt mir Astrid Frohloff erst, es ginge „zum Thema des Tages“, obwohl sie dann darüber gar nicht spricht? Wieso kündigt sie etwas an, was dann nicht kommt, nur um über etwas völlig anderes sprechen zu können? Einen Zusammenhang zwischen beiden Themen gibt es nicht einmal laut „Kontraste“: Die Forscher sagen doch eben „nein“ zur Frage, ob Sturm und Klimawandel zusammenhängen, betont Astrid Frohloff. Und damit ist der Aufhänger im Grunde tot.

Meinetwegen kann „Kontraste“ auch ohne diese bemühte Schleife über einen Scheinzusammenhang sagen, dass es die AfD-Position zum Klimawandel für falsch hält, womit „Kontraste“ vermutlich richtig liegt. Aber Relevanz vorzutäuschen, wo erst mal keine ist, ist eher unjournalistisch. Mein Tipp: Aufhänger weglassen und einfach über das reden, was man für relevant hält. Hier in der Mediathek (ca. ab 0:38).