Wie viele Kinder hat diese Familie? Sechs, behauptet sie: Elli, Sofie, Ben, Luis, Luna und Marie. Das sind topmoderne Vornamen, man ist up-to-date und im Mainstream. Aber merkwürdig, dass die Kinder keine Doppelnamen haben, wo doch Doppelnamen derzeit so unfassbar trendy sind …

Es ist tatsächlich das schönste Foto-Beispiel für die Bedeutung von Bindestrichen, das ich kenne. Für alle, die diese Bedeutung unterschätzen: Ein falsch oder gar nicht gesetzter Bindestrich kann eine Aussage vollständig ruinieren. Vor allem Markennamen wirken damit oft sehr gestammelt – beispielsweise die „Hannover Messe“, die eigentlich „Hannover-Messe“ heißen müsste, da das der ganze Name ist.

Auch ob jemand „Karl-Heinz“ oder „Karl Heinz“ heißt, ist ein Riesen-Unterschied: Der Karl-Heinz hat einen Vornamen, der Karl Heinz zwei.

Setzt die Familie mit ihrem Ford S-Max nun Leerzeichen vor und hinter die Striche, wirken sie wie Gedankenstriche und machen aus einem Namen („Elli-Sofie“) eben zwei („Elli“ und „Sofie“).

Auch die Betonung leidet unter Strichfehlern: Bei „Hannover Messe“ setzt man die Betonung bei „Messe“ neu an, während man das erste E bei „Hannover-Messe“ kaum betont.

Und das Ganze zieht sich durch:

Statt „Dinkelflocken“, worum es ja im Grunde geht, kaufe ich bei Edeka zwei Dinge, nämlich Dinkel und Flocken …

… und statt „Feigensenf“ verkauft man mir in einem schönen brandenburgischen Bauernladen Feigen und Senf. Glauben Sie mir: Musikalische Menschen leiden darunter genau so wie Mathematiker unter falschen mathematischen Gleichungen. Vielleicht sollten vor allem Unternehmen auf musikalische Menschen ein wenig mehr Rücksicht nehmen?

Dabei ist es im Grunde wirklich einfach:

Ich bekomme tatsächlich auch mal „Bio-Kokosöl“, also ein Produkt mit genau der Bezeichnung dessen, was drin ist, und nicht etwa ein „Bio Kokosöl“ oder gar ein vollständig hilflos dahergestammeltes „Bio Kokos Öl“.

Und ganz entgegen dem Trend, Wörter in ihre „Einzel Teile“ zu zerlegen, finden sich sogar Namen, die komplett zusammengeschrieben sind – auch wenn man meint, korrekt wäre eine Koppelung, also die Verbindung beider Teile durch einen Bindestrich. Aber nein, und es tut wahrhaft gut, sich das anzusehen:

Viele weitere schöne Beispiele für die Zerstückelung der Sprache infolge von Ahnungslosigkeit finden sich übrigens unter https://deppenleerzeichen.de. Das Wort „Deppenleerzeichen“ ist dem Wort „Deppenapostroph“ entlehnt („Uschi’s Frisiersalon“) und bringt die Kränkung zum Ausdruck, wenn Laien ein Handwerk mit Füßen treten (welches die Sprache unzweifelhaft ist). Viele Menschen, vor allem in Unternehmen, gehen mit Sprache um, als hätten sie Ahnung davon. In allen anderen Bereichen kaufen sie Profis ein – nur das Texten, so denkt der Laie, das macht man eben mal schnell selbst. Diese ignorante Überheblichkeit Unwissender und deren Verachtung des Handwerks kontern Profis dann eben mit Bezeichnungen wie „Deppenleerzeichen“, und man kann es ihnen kaum verübeln.

Sehr zweifelhaft fürs Bildungssystem finde ich die falschen Bezeichnungen von Universitäten, am schlimmsten der Schreibfehler in „Johannes Gutenberg-Universität Mainz“, die sich auch in ihrem Impressum falsch schreibt. Der Name der Uni ist hier nur „Gutenberg-Universität“, und der „Johannes“ steht ohne jeden Kontext einfach davor, ohne jedes Sprachgefühl in den Text geschmissen. Es bestätigt mal wieder meine These, dass akademische Bildung oft nicht unbedingt mit Klugheit verbunden ist. Denn es heißt nun einmal „Johannes-Gutenberg-Universität“ – so wie „Hans-Dietrich-Genscher-Straße“.

Wenn Sie nun in Ihrer Unternehmenskommunikation auf verhackstückte Sprache treffen, dann sollten wir reden – denn Sie verringern Ihre Reichweite, indem Sie sprachbegabte und musikalische Menschen abschrecken. Die gute Nachricht: Sprache ist erlernbar.