Angehörige der „Schwurbler“-Szene“ kommen mit Unsicherheiten nicht klar, halten Andeutungen und bloße Behauptungen für Beweise und lassen sich von Demagogen leicht beeinflussen. Und so verunsichert Desinformation vor allem suggestible Menschen ohne Informationskompetenz. In dieser Podcastfolge überlegt Thilo Baum, worin die Radikalisierung im Kern besteht: letzten Endes aus einer unzutreffenden Annahme oder Überzeugung, um die herum sich weitere Überzeugungen gruppieren. Die Betroffenen gleichen neue Informationen nicht mehr mit der Wirklichkeit ab, sondern mit diesem Kern ihrer Radikalisierung. Das geht so weit, dass manche Betroffene eine Liste von 14 Punkten ins Internet stellt, wonach sie zahlreichen Verbrechen ausgesetzt ist – beispielsweise dem, dass eine Rechtsanwaltskanzlei ihren laienhaften Entwurf einer „Verfassungsbeschwerde“ nicht auf den Weg bringen will, sodass sie es ohne juristische Hilfe selbst unternimmt. Was sie ebenfalls als Angriff gegen ihre Person darstellt: das „auffällige Verhalten von Personen, mit denen zuvor ein stabiles Verhältnis bestand“ – obwohl es klar ist, dass sich viele Angehörige zurückziehen. Und Thilo Baum gibt den Tipp: Fragen Sie Impfgegner, ob sie auch die NATO für aggressiv halten; fragen Sie Pro-Putin-Akteure, ob die Bundesrepublik Deutschland legitim ist. In aller Regel glaubt niemand nur an einen Quatsch, sondern die Leute sind vom gesamten Desinformationsteppich radikalisiert.
Links zu dieser Podcastfolge:
Das erwähnte Buch über die „Reichsbürger“ und ihre Denkstrukturen
Der Psychiater Hans-Ludwig Kröber über Verschwörungstheorien und Wahninhalte
Die Literaturwissenschaftlerin Sylvia Sasse über die Umkehrung
Zum Arbeitsheft „Informationskompetenz“
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